Degoogle my life – Teil 2
Ubuntu Touch; “Nice try, aber lass uns Freunde bleiben.”
Zum ersten Teil der Serie: Meine Google Story – Ist es ohne nötig und warum überhaupt?
Die ganze Deogoogle Reise begann eigentlich um die Weihnachtszeit herum. Irgendwie ploppten bei einigen Linux-YouTubern Reviews über die aktuelle Version von Ubuntu Touch auf (Courtesy to @LinuxGuides@mastodon.social and @techhut@fosstodon.org). Nachdem ich länger nichts mehr wirklich Neues über die Entwicklung von mobilen Linux-Betriebssystemen gehört hatte, war ich neugierig. Denn ich warte (oder „wartete“? Spoileralarm und forshadowing ...) schon auf den Tag, dass ich ein Linux wirklich aktiv auf meinen Smartphone nutzen kann.
Ich hatte Ubuntu Touch einmal kurz vor zwei Jahre auf meinem alten (Display-zerstörten) Nexus 5 ausprobiert und war nicht so angetan:
Es war ziemlich langsam, was natürlich auch an dem alten Smartphone lag, es gab nur wenige Apps und ich konnte nicht einmal Google Apps über den Browser ansteuern, da der spezielle UT-Browser noch nicht für die GAPPS „freigeschaltet war“. Alles in Allem keine gute Erfahrung und dahinter trat die durchaus interessante GUI zurück.
2020 noch nicht so weit, aber wie sieht es den 22/23 aus?
Spulen wir also in die Weihnachtszeit 2022 vor. Anscheinend hat die Gemeinschaft hinter Ubuntu Touch (UBPorts, Webseite), die das Projekt übernommen hatten, nachdem Canonical es eingestampft hatte, es geschafft, einen Build zu kreieren, der so ausgereift ist, dass damit die Werbetrommel gerührt werden konnte. Linux Guides hatte hierzu ein Pixel 3a geschickt bekommen. Auf dem Google-Handy soll es nach der Aussage der Entwickler bislang am “rundesten” laufen.
Und da war mein Interesse geweckt und es juckte mich arg. Also: Auf ins Netz und mir ein gebrauchtes und refurbished-es 3a gekauft, als verspätetes Weihnachtsgeschenk an mich selbst. Von Google selbst kann man Software-mäßig nichts mehr Neues erwarten. Das Smartphone hatte im September 2022 sein end-of-life erreicht. Android 12 ist das letzte OS was läuft. Aber es sollte ja nicht mein Pixel 6 ersetzen, sonder „nur“ zum Spielen sein.
Erste Hürde war es, das 3a zu flashen und Ubuntu Touch zu installieren. Hatte zwar vor Jahren – wie gesagt – das ganze einmal gemacht, aber jetzt wollte es nicht klappen, nicht auf Windows (die meisten tutorials referenzieren auf das Redmonder OS), nicht unter Linux. Fastboot wollte nicht klappen.
Flashen wie der Blitz – Moment, so schnell geht es nicht
Und es war wie so oft:
Unter Windows hätte es an einem Treiber gefehlt unter Linux fehlte „sudo“, ähem … Dass manche Tutorials immer davon ausgehen, dass man Befehle immer als root eingibt. Als ich das einmal verstanden und den Befehl zum “bootloader unlocken” eingegeben hatte, war der Rest auch einfach.
Nun ja und egal. Die Installation ist ansonsten sauber und sicher.
Und dann lächelte mich das Ubuntu-Mobil-Linux an. Es sieht schon ganz schick aus, wirkt aber in der Bedienung und im Aussehen wie ein Relikt aus den 2010ern. Da kommt es ja auch her. Die verschiedenen geöffneten Apps fächern sich in der Übersicht z. B auf, wie Anno 2012. Aber die ganze GUI stottert nicht. Das Pixel ist ja auch schon ein paar Jahre jünger
Apps sind leider immer noch ein Problem. Zwar gibt es mittlerweile mehr davon und die Unterstützung für Web-Apps ist deutlich verbessert worden, allerdings mangelt es noch leider in alle Richtungen, bspw. sucht man einen E-Mail-Client vergeblich “ab Werk” und der in der Community beliebteste ist auch nicht das gelbe vom Ei.
Gut, aber nur als Linux-Fan mit einem Auge geschlossen
Ich hatte ein wenig die Erwartung, dass ich auf Ubuntu Touch auch Anpassungen von Desktop Apps sehen würde, bspw. ein Thunderbird oder einen Firefox und andere FOSS-Apps wie K9-Mail. Dass diese nicht vorhanden sind, mache ich allerdings nicht Ubuntu Touch zum Vorwurf und ich denke, dass dahingehend meine Erwartungen an das Betriebssystem auch einfach falsch waren. Es ist schon ein komplett neuer Ansatz und die Userbase klein, aber fein.
Man kann zwar mittels Waydroid eine Android-Emulation auf dem Smartphone installieren, um z. B. auch an *Whatsappyo zu kommen, auf das ich durch Familie und Arbeit nicht verzichten kann, aber das befindet sich gerade auch noch in einer sehr frühen Phase der Entwicklung.
Zudem hakte das OS auch noch hier und da, so konnte es partout nicht meinen Standort per GPS finden.
Alles in allem: Weit weg, um als daily driver zu funktionieren, aber schon wieder sehr viel besser, als noch zwei Jahre vorher.
Wenn die Entwicklung nicht aufhört, haben wir vielleicht noch Großes vor uns. Hey, wenn Desktop-Linux ein Beispiel sein wird, dann geht das eventuell schneller als wir uns das vorstellen könnten.
Beginn der Reise
Auf jeden Fall hatte Ubuntu Touchy mir ein Tor hinein zu den Android-Alternativen geöffnet. Das Pixel 3a war ja da und ein OS flashen kann ich nun auch. Also ran an den Gemüse-Braten!
Und zu dem Zeitpunkt wusste ich nicht, dass ich da weiter gehen würde, als ich es vor hatte …